Др. Деница Попова

Музикант, Изследовател, Автор

Deniza Popova

Byzantinische Kirchenmusik. Untersuchungen zum Osterkreis im Bačkovo-Kloster (Bulgarien)

 

Prüfer: Prof. Dr. Christian Kaden

Prüferin: Prof. Dr. Maria Schnitter

Musikwissenschaftliches Seminar der Humboldt Universität zu Berlin

Lehrstuhl für Musiksoziologie und Sozialgeschichte der Musik

Eingereicht als Magisterarbeit am 15. September 2001

Zusammenfassung der Magisterarbeit

Titel: Византийска Църковна Музика

Untersuchungen zum Osterkreis im Bačkovo-Kloster (Bulgarien)

Inhalt

Die ersten Kapitel der Arbeit behandeln die Geschichte des Christentums und des monastischen Lebens, des Byzantinischen Reiches, Bulgariens und des Bačkovo-Klosters. Obwohl es in ihnen nicht unmittelbar um Musik geht, ich in meiner Arbeit aber die Einbettung von Musik im kirchengeschichtlichen, theologischen, volkskundlich-ethnologischen und sozialen Umfeld skizzieren wollte, bilden sie das Fundament für die musikalischen Abhandlungen. Die gewählte Herangehensweise thematisiert die Verschmelzung von Liturgie, Musik und Traditionen, Orten, Riten und Sprache. Konstitutive Momente des östlichen Glaubensverständnisses werden dargestellt, um sie dann mit schriftlich niedergelegten Regelwerken und Aussagen der im Kloster lebenden Kleriker zu konfrontieren. Ich habe mich bemüht, die oftmals sehr schwierigen Zusammenhänge, die der byzantinischen und slavischen orthodoxen Kirchenmusik zugrunde liegen allgemein-verständlich darzustellen. Es folgt ein Abriß der Musikgeschichte, die Erläuterung der ver-schiedenen Gattungen, der Stile, der liturgischen Gesänge und der paläographischen Details. Die Arbeit endet mit den Kapiteln über Zusammenhänge zwischen kirchlichem Osterzeremoniell und rituellen Volksbräuchen, die leider in diesem Rahmen nur angedeutet werden konnten.

Thema

Das Ziel dieser Arbeit war es, die orthodoxe Kirchenmusik, so wie sie heute in dem Bačkovo-Kloster in Bulgarien existiert, zu beschreiben. Von diesem aktuellen Ausgangspunkt heraus sollte das Augenmerk auf die Entwicklung der kirchenmusikalischen Tradition im musiksoziologischen und historischen Kontext gerichtet werden. Die These, die dieser Arbeit zugrunde liegt besagt, daß zwischen Schrifttradition und oraler Überlieferung im byzantinisch-orthodoxen Raum ein spezielles Verhältnis existiert, daß ein Gegenmodell zur Entwicklung der schriftlich komponierten Musik im lateinischen Raum darstellt. Durch die Interviews, aber auch durch Beobachtungen vor Ort, in den Zeremonien selbst, wird evident, daß zuerst und zuoberst zählt, was man im Gedächtnis hat. Man singt aus Büchern, aber man liest nicht ab. 

Material

Meine Arbeit beruht auf Historiographie, Archivtexten verschiedenster Epochen und Sekundärliteratur aus diversen Fachrichtungen aber vor allem auf ethnologischer Feldforschungsarbeit. Ich habe versucht, interdisziplinär zwischen ausspezialisierten Fachgebieten zu vermitteln und sowohl Inhalte als auch Methoden zu kombinieren. Während zahlreichen Aufenthalten in Bulgarien, habe ich mich bemüht, die Musik der Mönche im Bačkovo-Kloster zu ergründen. Über drei Jahre (1996, 1998 und 1999) habe ich jeweils in der Zeit vom Gründonnerstag bis Ostermontag, einen Großteil der Liturgien sowie die Ostermontagsprozession tontechnisch aufgezeichnet und mit den Vorgaben der Kirchen- und Gesangsbücher verglichen. Ein Kapitel der Arbeit kommentiert die als CD beigefügte klangliche Dokumentation der Osternacht. 

Weiterhin habe ich einen „Fragebogen für Mönche“ entwickelt, um genaueres über das Leben und Singen, die Ausbildung und Anschauungen der Mönche zu erfahren. Auch die Ausführungen zur Ausbildung der Sänger basieren auf empirischer Forschung die in Relation zu historischen Texten gesetzt wurde. 

Um das Verhältnis und das Verständnis des Volkes zur Kirche einordnen zu können, und hier wiederum die Korrelation mit den verschiedenen Gesangsstilen zu untersuchen, habe ich einen Fragebogen „Sprache“ erarbeitet und ausgewertet. 

Inhaltsverzeichnis (Seite)

    • Einleitung 1

    • Ein Sammelsurium aus Wissen, Denken, Fühlen und Gesetzen

    • Wer ist GOTT? oder Wie kam GOTT nach Bačkovo? 4

    • Kirche und Staat 18

    • Kirchenväter 28

    • Bilderstreit – Diaphonie 29

    • Bulgarien 33

    • Das Bačkovo-Kloster oder 

    • Das Kloster der „Heiligen Gottesmutter“ von Petrič 45

    • Regeln für das Mönchsleben 51

    • Die Mönchsregeln des Basilius 53

    • Über die Gebetszeiten und über das, was gesungen werden soll 55

    • Das Typikon von Bačkovo 58

    • Quellensituation 58

    • Handschriften: 62

    • Regeln für das Mönchsleben in Bačkovo, so wie ich es erlebt habe 69

    • Die Zeiten und die Ordnung des Gottesdienstes 69

    • Die Autonomie des Klosters 70

    • Das Kloster mußte mehrere Katastrophen überstehen: 72

    • „Fragebogen für Mönche“ 72

    • Die Anzahl der Mönche 74

    • Mönch Stilian – „Der strenge Sänger“ 74

    • Mönch Nikolai – „Der vielsprachig Zitierende“ 74

    • Mönch Michael – „Der Urige“ 75

    • Mönch Simeon – „Der minderbemittelte Diener“ 76

    • Mönch Sofronei – „Der Schöne“ 76

    • Der Schüler Stefčo 76

    • Der Abt – „Der Korrupte“ 77

    • Der Sekretär Slavčo Kisjov 78

    • Der ehemalige Sekretär Atanas Nikolov 78

    • Mönche und Gesellschaft 78

    • Warum gibt es heute nur zehn Mönche im Kloster? 79

    • Das Wichtigste 82

    • Musik 84

    • Was hat das alles mit Musik zu tun? 84

    • Gute und schlechte Musik 85

    • Der Gesang der Frauen 88

    • Der Einfluß von Volksmusik und Hofzeremoniell auf die Kirchenmusik 89

    • Das Wort GOTTes und der Gesang der Engel 91

    • Johan Kukuzel 95

    • Das Schweigen in der Kirche 100

    • Liturgiegeschichte 101

    • Musikpraxis 107

    • Die Entwicklung der Kirchenmusik in Bulgarien 111

    • Zur Musik der Ostkirche 116

    • Ordnung der Gesänge nach textlichen Kriterien 117

    • Ordnung der Gesänge nach musikalischen Gattungen 120

    • Heirmologische, troparische, sticherarische und papadikische Gesänge 121

    • Grundlegende melodische Phänomene 122

    • Ordnung der Gesänge nach ihrer Stellung im Gottesdienst 123

    • Oktoechos als liturgisches Buch und als Musiksystem 126

    • Paläographie 129

    • Einführung in die gesangspraktische Neumenkunde 134

    • Oktoechos 134

    • Enharmonie als Gesangsart 136

    • Gattungen 136

    • Intonationsformeln 137

    • Solmisationssilben 138

    • Schlüssel (Martyrien) 138

    • Ton-Martyrien 138

    • Echos-Martyrien 140

    • Vorzeichen und Modulationszeichen (Phtorai, Verderber) 141

    • Tabellen 142

    • Ausbildung 143

    • Anlage 1 – Stundenplan Seminarium 148

    • Anlage 2 – Stundenplan Theologiestudenten 149

    • Volksglauben und -verständnis 151

    • Zum textlichen Verständnis der Gesänge – „Fragebogen Sprache“ 154

    • Erläuterung der Anlagen und Diagramme 156

    • Anlage 1 – Bulgarischer Fragebogen 159

    • Anlage 2 – Übersetzung des Fragebogens mit Erläuterungen 161

    • Der christliche Osterkreis 163

    • Fastenzeit / Trauerperiode 163

    • Liturgische Handlungen 164

    • Die Osternacht 165

    • Tonbeispiel 1 – Die Verteilung des Lichts 166

    • Tonbeispiel 2 – Ostersticheron 167

    • Tonbeispiel 3 (von 1999) und 4 – Ostertropar (von 1998) 168

    • Tonbeispiel 5 (von 1998) Mönchsstreit beim Singen des Ostertropars 169

    • Tonbeispiel 6 – Große Ektenie 170

    • Goldener Kanon des Johannes von Damaskus 170

    • Tonbeispiel 7 – 3. Ode 172

    • Tonbeispiel 9  – 7. Ode mit Kleiner Ektenie und 8. Ode 172

    • Tonbeispiel 10  – 9. Ode mit Heirmos 172

    • Tonbeispiel 11  – Exapostolarion 172

    • Tonbeispiel 12  – Auferstehungsstichera (1. Echos): 173

    • Tonbeispiel 13  – Auferstehungslieder – Stichera heothina (5. Echos): 174

    • Tonbeispiel 14 – Ehre sei dem Vater – (2. Echos) – Ostertropar 174

    • Chrysostomusliturgie 174

    • Tonbeispiel 16 – Bischofsehre 175

    • Tonbeispiel 17 – Dreiheiligkeitslied (Trishagion) 175

    • Tonbeispiel 18 – Kyrie eleison 176

    • Tonbeispiel 20 – Das Vaterunser 178

    • Tonbeispiel 21 – Kommunionsgesang 1999 179

    • Anlage Neumen/Noten 

    • Analyse 180

    • Ambitus 180

    • Wanderung zwischen den Tonarten 181

    • Das Ison 182

    • Textverständlichkeit und Textgestaltung 182

    • Tonbeispiel 22 – Kommunionsgesang 1998 183

    • Volksbräuche 184

    • Lieder an einem Ort 188

    • Lieder die in Bewegung oder auf dem Weg gesungen werden 188

    • Osterbräuche im rodopischen Dorf Dobralâk 189

    • Schlußwort 193

    • Literatur 194

    • Bildnachweise 206

    • Abkürzungen 208